Viele helfende Hände bringen junge Sänger auf Bühne
Kinder- und Jugendchor-Contest erhält Preis im Wettbewerb „Westfalen bewegt“
Gesang verbindet, gemeinsames Singen verbindet noch mehr – erst recht in der Gemeinschaft. Und wenn Chöre miteinander ihr Können messen, entstehen dabei dauerhafte Freundschaften. Diese Erfahrung hat Verena Hesse gemacht. Sie ist eine der Organisatoren, die mit vielen Mitstreitern aus der „Gesellschaft der Freunde und Förderer klassischer Konzerte in Erwitte“ und der Musikschule der kleinen Hellwegstadt in diesem Jahr den sechsten Erwitter Kinder- und Jugendchorwettbewerb vorbereiten. „Ausschließlich der vielfältige ehrenamtliche Einsatz ermöglicht, dass auf eine Teilnahmegebühr verzichtet werden kann und keine Ausgaben für Verwaltung und Organisation anfallen“, begründet Dr. Niels Lange, Geschäftsführer der Westfalen-Initiative, warum deren Jury das Konzept mit einem dritten Preis im diesjährigen Wettbewerb „Westfalen bewegt“ ausgezeichnet hat.
Die Planungen für das große Sängertreffen am 20./21. Juni auf dem örtlichen Schlossgelände laufen bereits seit Beginn vergangenen Jahres. 50 Chöre aus ganz Deutschland und sogar einer aus Armenien mit insgesamt rund 2.000 Kindern und Jugendlichen nehmen teil. Da gibt es alle Hände voll zu tun: Der Ablauf der Wettbewerbstage und die Vortragsreihenfolge muss ebenso festgelegt werden wie die Aufenthalts- und Einsingräume für die Gruppen. Die Jury braucht Betreuung und Vorlagemappen mit dem Notenmaterial der Wettbewerbsstücke. Für weitgereiste Gäste werden kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten in Gastfamilien und Turnhallen geplant. Der Einkauf von Lebensmitteln und die spätere Verteilung der Verpflegung sind sicherzustellen und ein Unterhaltungsprogramm für kleine Kinder wird mit Spielmobil und Hüpfburg organisiert. Und nicht zuletzt müssen Bühnen und Technik sowie Informations- und Verpflegungshäuser und –zelte aufgebaut werden.
„Alles in allem sind mehr als 250 freiwillige Helfer und Gastfamilien aus Erwitte und Umgebung im Einsatz. Bei der ganzen Veranstaltung gibt es keinerlei kommerzielle Interessen. Selbst Speisen und Getränke werden während der kompletten Veranstaltung zum Selbstkostenpreis angeboten“, fasst Verena Hesse den vielköpfigen ehrenamtlichen Einsatz zusammen. In diesem Jahr ist es die sechste Auflage des Erwitter Kinder- und Jugendchorwettbewerbs, so dass es inzwischen auch eingespielte kleine Teams gibt, die sich um klar umrissene Aufgaben bis hin zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kümmern. „Seit der Erstauflage im Jahr 1996 steht neben dem sängerischen Ehrgeiz auch die freundschaftliche Begegnung Gleichgesinnter im Mittelpunkt. Diese Kombination hat die Veranstaltung zu einem der erfolgreichsten Musikereignisse der deutschen Chorszene werden lassen. Möglich ist dies nur dank der vielen Ehrenamtler“, würdigt Bürgermeister Peter Wessel den zahlreichen Helfern.
Bei allem bürgerschaftlichen Engagement braucht es aber auch immense finanzielle Mittel, um die Veranstaltung auszurichten. Druck- und Werbekosten, GEMA, Nutzungs- und Mietgebühren für Räume, Hallen, Zelte und Stände müssen gezahlt werden. Honorare für Juroren sowie Feuerwehr und Rotes Kreuz werden ebenso fällig wie Transportkosten für Konzertflügel und Ausgaben für eine professionelle Licht- und Beschallungstechnik an den Wettbewerbs- und Konzertorten. Auch eine Übertragung ins Außengelände wird ermöglicht, denn nicht alle Teilnehmer und Besucher können gleichzeitig in den Vortragssälen untergebracht werden. „Wir sind also auf Spenden angewiesen und benötigen jeden Cent“, erläutert Bernd Hense, Leiter der Musikschule Erwitte. Damit ist zugleich klar, wofür die 2.000 Euro Preisgeld der Westfalen-Initiative verwandt werden.
Mit seinem Ansatz erfüllt das Projekt alle wesentlichen Kriterien des Wettbewerbs „Westfalen bewegt“. Der war in diesem Jahr zum dritten Mal ausgeschrieben. Er richtet sich an Gruppen in Westfalen, die in nachahmenswerter Weise die Gestaltung der Zukunft selbst in die Hand nehmen und nicht allein auf staatliche oder bereits institutionalisierte Hilfe bauen. Dieses beispielhafte bürgerschaftliche Engagement fördert die Westfalen-Initiative in 2015 im Einzelfall mit bis zu 10.000 Euro. Insgesamt stehen in diesem Jahr 35.000 Euro zur Verfügung.
